Sonntag, 31. August 2014

Ballade vom Sterben

In das schmale Hinterzimmer,
Das nie sah den Sonnenschimmer,
Sperrte eine Frau er ein,
Die ihm sollte hörig sein.
Danach, man es kaum glauben mag,
Arbeitete er über Tag.

Als er dann nach Hause wollte,
Ihn ganz plötzlich überrollte
Eine Straßenbahn von vorn,
Und sein Leben war verlorn.
Aus dem dunklen Hinterzimmer
Drang Gefangenengewimmer,

Was den Nachbarn, der es hörte,
Nervig in der Ruhe störte.
Die Tür heftig riss er auf,
Spürte kurzen Schmerz darauf:
Ein Kerzenleuchter im Nacken
Ließ bei ihm die Wirbel knacken.

In Notwehr schlug sie auf ihn ein
Und schuf sich neue Seelenpein.
Vor ihr auf dem Boden lag,
Umgebracht am hellen Tag,
Ein Fremder, den sie schob hinein
Und schloss im Hinterzimmer ein.

Sie verschwand, so schnell sie konnte.
Weil das Unfallopfer wohnte
Ganz allein unten im Haus,
Machte mans als Mörder aus,
Das dem Nachbarn mit einem Schlag
Triftigen Grund zum Sterben gab.

31. August 2014

© Karl Hackelbusch

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